Mitteilung von Munich Cowboys vom 22.08.2007

Beim alten Hasen Harvey laufen die Gegner ins Leere

Er ist die Nummer Eins auf seiner Position, steht aber oft nur am Spielfeldrand – Cowboys-Quarterback Travis Harvey. Weil die Münchner Footballer derzeit ein Punktspiel nach dem anderen gewinnen, wird der Regisseur des Angriffs von Coach John Rosenberg nicht selten zur Hälfte des Spiels vom Feld geholt. So auch beim unerwartet deutlichen und nie gefährdeten 41:6 der Munich Cowboys gegen die Black Hawks, dem Tabellendritten der Südgruppe der Zweiten Bundesliga. Wieder einmal verfolgte der 34-jährige US-Amerikaner – es stand 28:0 – von der Seitenlinie aus, was die beiden jüngeren deutschen Back Ups, Gary Lautenschlager und Markus Gärtner, auf der Quarterback-Position bewerkstelligen. Mit seiner Übersicht und seinem Trickreichtum wird ein gesunder Travis Harvey zum Saisonfinale im September gebraucht. Wie zuletzt 2004, als er die Cowboys zurück in die Erste Bundesliga führte. Mit Spielen wie gegen die Black Hawks wächst die Wahrscheinlichkeit, dass Harvey dieses Kunststück erneut gelingt.

In der Sprache der Footballer ist Travis Harvey ein gambler, ein kreativer, vielseitiger Spieler. Und es fällt auf, dass Harvey, mit Mitte 30 bereits im fortgeschrittenen Spieleralter, sich eine hohe Grundschnelligkeit bewahrt hat. „Jedes Jahr merke ich, dass die anderen Spieler jünger und schneller werden“, sagt er: „Ich muss einfach versuchen, mit den jungen Spielern mitzuhalten.“ Harvey habe „schnelle Muskelfasern“, meint Bernhard Reuschl, Athletic-Coach der Munich Cowboys. Das sei wohl genetisch veranlagt. Schließlich habe Travis „eine normale sportliche Figur und keine Riesen-Muskelmasse wie einige Leichtathleten“.

Dank seiner Schnelligkeit läuft Harvey oft selbst zum Touchdown. Derzeit steht er auf Platz zwölf der Top-Scorer-Liste der Liga – aller Auswechslungen zum Trotz. Gegen die Black Hawks verzichtete Harvey jedoch aufs Punktesammeln: „Heute hieß es, Travis, Du bleibst Quarterback. Die Running Backs bewegen den Football.“ Natürlich hat er sich an diese taktische Vorgabe Rosenbergs gehalten, hat sich hinter einer von Unit-Coach Wolfgang Hartung gut eingestellten Offense Line versteckt. Die Line habe in dieser Saison Erstaunliches geleistet, meint Harvey, für ein Passspiel bekomme er „bis zu fünf Sekunden Zeit“. Im dynamischen Football-Sport ist das eine Ewigkeit.

Die Top-Scorer-Liste der Zweiten Liga wird mit großem Vorsprung von Andrew Blakley, Passempfänger der Black Hawks, angeführt. Doch der wäre beim Spiel im Münchner Dantestadion fast nicht aufgefallen, hätte er nicht wenigstens den Ehrentreffer zum 6:41 erzielt. Den Frust ließ sich Blakley allerdings kaum anmerken, sondern übte sich bei der Pressekonferenz in Fairness: „Die Cowboys-Abwehr hat sehr gut gearbeitet“, lobte Blakley seine Gegner. „Sie waren sehr gut vorbereitet. Und sehr diszipliniert.“ Auch Plattlings Cheftrainer Jürgen Kotz meinte: „Wir haben mit unserem Passspiel nichts ausrichten können – weil die Cowboys sehr gut gestanden sind.“

Die Spiel-Statistik belegt, wie kompromisslos die Münchner Abwehr das in den bisherigen Spielen so spektakuläre Passspiel der Black Hawks unterbinden konnte: Sieben Mal gewann die Cowboys Defense das Angriffsrecht zurück, ohne dass der Gegner punkten konnte. Dreimal per Interception, dreimal musste sich Plattling mit einem Punt befreien. Statistiker Michael Thiede notierte zudem sieben Big Plays der Cowboys-Abwehr. Dafür sorgten zweimal Edo Toviaou, Daniel und Oliver Schober, Alexander Scholz, Alexander Schum, Patrick Haas und Robert Zernicke. Die Black Hawks bekamen nicht den Hauch einer Chance, ihr gewohntes Angriffsspiel aufzuziehen.

Bei sechs von neun Angriffsserien der Offense hieß es hingegen – Touchdown Munich Cowboys. Zweimal Dominique Kandolo, Jerome Morris, Tarik Ibrahim, Gary Lautenschlager und Florian Spitzweck trugen sich in die Scorer-Liste ein. Weitere Punkte für die Münchner (in jeweils aussichtsreicher Feldposition per First Down und Fieldgoal-Versuch) vereitelten der Halbzeit- und der Schlusspfiff. Lauf- und Passspiel addiert, erzielte der Cowboys-Angriff 425 Yards. Für den ehrgeizigen John Rosenberg zähle eben allein der Erfolg, meint Quarterback Harvey: „Erst wenn wir den Touchdown schaffen, haben wir unseren Job gemacht.“

Der alte Hase Harvey dirigiert Rosenbergs Offense souverän. Mit ihm ist der Angriff der Munich Cowboys nur schwer berechenbar. „Andere Football-Spieler über 30 verlieren in Sachen Schnelligkeit zügig den Anschluss“, sagt Lauftrainer Bernhard Reuschl. Nicht so „Trav“, wie Harvey bei den Cowboys genannt wird. „Man sieht, dass er was für seine Fitness tut“, sagt Reuschl. Und eines fällt ganz besonders auf: Harveys Reaktionsfähigkeit, sein Talent zur Körpertäuschung. Damit lässt er so manchen Gegner ins Leere laufen.

(Jörg Schmilewski)