Mitteilung von Munich Cowboys vom 07.05.2007

Football im Jugendstil

Als das erste Saisonspiel zu Ende ging, war die Erleichterung spürbar. Sie fiel herab wie ein schwerer Stein. Mit 14:7 Punkten haben die Munich Cowboys zum Auftakt der Zweiten Bundesliga bei den Wiesbaden Phantoms gewonnen. Ein wichtiger Sieg, denn es war der erste in einem Punktspiel seit dem 29. April 2006. Mit einer deutlich verjüngten Mannschaft, geführt vom neuen Trainerstab um John Rosenberg. Weil sich beide Angriffsformationen schwer taten, blieb es ein dramatisches Spiel bis zum Schluss. Am Ende lief die Uhr für die Cowboys. Und den Phantoms blieb zu wenig Zeit, um noch einmal die Endzone der Münchner zu erreichen. „Ich hatte den Eindruck, dass wir immer einen Tick besser waren“, meinte Cowboys-Präsident Werner L. Maier. Das Team müsse sich aber in den nächsten Spielen „noch deutlich steigern“. Die wichtigste Erkenntnis des Präsidenten zum Saisonstart 2007: „Die Mannschaft ist wieder in der Lage, Spiele zu gewinnen“.

Die Phantoms, Vizemeister der Zweiten Bundesliga in den beiden Vorjahren, wurden vorab als Favoriten gehandelt. Euphorisch fieberten ihre Fans auf der neu errichteten (und gut besuchten) Haupttribüne im Wiesbadener Europaviertel dem Beginn der neuen Spielzeit entgegen. Marius Markgraf, eigentlich Quarterback der Wiesbaden Phantoms Juniors, kommentierte als zweiter Stadionsprecher neben DSF-Moderator Jörg Dahlmann das Geschehen. Markgraf fasste die Euphorie in Worte, indem er „das erste First Down dieses Jahres“ zelebrierte, später „den ersten Pass“ für die Phantoms. Sogar „den ersten Auftritt unserer Defense“ bejubelte Marius Markgraf lautstark. Doch die Euphorie der Wiesbadener schlug bald in Wut und Entsetzen um, als die Cowboys das Geschehen auf dem Platz bestimmten. „Erbarme, die Hesse komme“, dröhnte es noch aus den Lautsprechern. Aber es waren die Cowboys, die selbstbewusst und aggressiv aufspielten.

Körperlich zu spüren bekam das vor allem Phantoms-Quarterback Guido Reuels, der mehrere Male mit dem Football-Ei im Arm zu Boden gebracht wurde. Besser erging es dem Ballverteiler der Cowboys, Travis Harvey: Er wurde von seiner Offense Line abgeschirmt und hatte viel Raum, um in Ruhe zu passen. Oder gelegentlich selbst zu laufen. Bei seinem Comeback als Quarterback der Munich Cowboys versuchte Travis Harvey, seine Wide Receiver immer wieder in Szene zu setzen. Das gelang zwar selten, aber es gelang: Im zweiten Viertel etwa, als die Nummer sechs der Cowboys, Pascal Maier, einen von Harveys Pässen aus der Luft pflückte. Der 22-Jährige besorgte nicht nur den ersten Touchdown sondern auch den Zusatzpunkt zum 7:0-Halbzeitstand.

Nach dem Seitenwechsel litt das Spiel der Cowboys zunehmend unter Abstimmungsproblemen „zwischen Quarterback und Wide Receivern“, wie Markus Schuster, Sportlicher Leiter der Munich Cowboys, kritisierte. „Da hat wohl jemand die Pass Coverage falsch gelesen“, mutmaßte Schuster. Die Phantoms nutzten diese Schwächephase und erzielten den 7:7-Ausgleich. Doch dann bewiesen die Cowboys Nervenstärke und fanden mit der richtigen Einstellung zurück ins Spiel: Ein Pass von Travis Harvey über 35 Yards landete erneut bei Pascal Maier – das 13:7. Erneut machte der 22-jährige Maier auch den Zusatzpunkt. Alle Versuche der Hessen, auszugleichen, wurden von die Defense der Cowboys unterbunden.

„Ein ansehnliches Spiel für die Zuschauer“, kommentierte John Rosenberg das Auftakt-Match. Phantoms-Cheftrainer Michael Treber übte Selbstkritik: „Der Druck der Münchner auf unseren Quarterback Guido Reuels war zu hoch.“ Die Cowboys überzeugten durch ein starkes Laufspiel. Zahlreiche Inside Runs ihres Running Backs Jerome Morris, Läufe durch die Mitte der gegnerischen Abwehr, brachten immer wieder entscheidenden Raumgewinn. „Bis auf einen Fumble hat Jerome Morris spitzenmäßig gespielt“, lobte Markus Schuster den 19-Jährigen. „Jerome ist ein Riesen-Talent“, meinte auch Cowboys-Präsident Werner L. Maier. „Er weiß aber, dass er noch Fehler macht.“

Der 19-Jährige ist ein gutes Beispiel für den Jugendstil, der derzeit sowohl die Personalpolitik der Phantoms als auch der Cowboys kennzeichnet. Beide Football-Vereine wollen in dieser Saison mit jungen, talentierten Spielern wie Morris zum Erfolg zu kommen. So stammen beispielsweise 34 Spieler des 59 Mann großen Kaders der Hessen aus der Jugendabteilung des Vereins. Auch die Cowboys verzichteten bislang auf teure Spieler-Importe aus den USA und haben reihenweise Nachwuchsspieler in ihren erweiterten Kader aufgenommen.

In Wiesbaden zahlte sich das neue Konzept der Cowboys aus. Junge Footballer sollen vom erfahrenen John Rosenberg profitieren. Doch am kommenden Sonntag (15 Uhr, Dantestadion) muss sich der Münchner Jugendstil, im Spiel gegen Hanau Hornets, erneut beweisen.

(Jörg Schmilewski)