Mitteilung von Munich Cowboys vom 25.04.2007

Verstärkung aus der Nachbarschaft

Ramin Ghassemi kennt beide Seiten. Er war Footballspieler und -trainer bei den München Rangers, spielte und coachte aber auch bei den Munich Cowboys. Seit Anfang des Jahres zählt der frühere Defense Coordinator der Rangers zum Trainerstab von Cowboys-Cheftrainer John Rosenberg. Doch Ghassemi kam nicht allein. Ein halbes Dutzend Rangers-Spieler wechselte mit dem Defense-Ends-Coach zu den Munich Cowboys. Quarterback Daniel Renck, Defensive Back Maximilian Macek, Offensive Line Peter Podmaniczky, Running Back Bela Podmaniczky, Linebacker Marlon Perez Cicchelli und Defense Tackle Daniel Richter sollen den Zweitliga-Kader der Cowboys in der kommenden Saison verstärken. „Alles Jungs mit Potential“, meint Ghassemi. „In der vierten Liga können sie sich nicht weiterentwickeln. Warum sollen sie es nicht zwei Spielklassen höher probieren?“

Beim 24:0 im Freundschaftsspiel am vorigen Wochenende gegen die Franken Timberwolves kamen die meisten der Neuen zu ihrem ersten Einsatz. Gegen ein fränkisches Team, das 2006 zwar sportlich in die Zweite Bundesliga aufgestiegen war, sich dann jedoch freiwillig in die Regionalliga zurückzog. Es war kein echter Härtetest, denn die Trainer beider Mannschaften einigten sich darauf, die Spielzeit auf vier mal acht Minuten zu verkürzen. Doch Cowboys-Coach John Rosenberg konnte auf diese Art wenigstens ein paar seiner insgesamt rund 30 Zugänge testen. Und „viel durchtauschen“, wie Defense Tackle Daniel Richter anmerkte.

„Dass sich niemand verletzt hat, war für mich das Wichtigste“, kommentierte Rosenberg das Timberwolves-Match. Für die 14 Punktspiele in der Zweiten Bundesliga rechnet Rosenberg mit knapp 50 einsatzfähigen Spielern. „Building an organization“ hat der kalifornische Coach als Motto für die Saison ausgegeben. Der Wettbewerb um die Plätze in der Startformation ist eröffnet. „Es gibt im Vergleich zum vorigen Jahr deutlich mehr Spieler, unter denen die Cowboys-Coaches auswählen können“, freut sich der US-Amerikaner.

Am schwersten dürfte es der 23-jährige Quarterback und Ex-Rangers-Spieler Daniel Renck haben, sich auf seiner Position, nämlich der eines Spielmachers, zu behaupten. Gibt es doch mit Travis Harvey, Gary Lautenschlager und Markus Gärtner drei weitere Kandidaten, die als Ballverteiler der Munich Cowboys infrage kommen. Renck, der erst seit vier Jahren American Football spielt, gilt als herausragendes Talent. „Ich weiß“, sagt der 90 Kilogramm schwere Quarterback, „dass das Spiel in der Zweiten Bundesliga schneller ist als in der Bayernliga. Und dass die Gegner stärker und größer sein werden.“ Indes verdarb beim Match gegen die Franken „Nervosität“, wie Renck selbstkritisch sagt, seine Generalprobe.

Maximilian Macek, der in vorigen Saison ebenfalls noch für die Rangers auflief, kämpft um einen Platz im Defensive Backfield der Cowboys. Der athletische Verteidiger hat vor ein paar Jahren für ein serbisches Team in München Basketball gespielt. Doch auf einem Junior College in den Vereinigten Staaten fand er heraus, „dass Football cool ist und Spaß macht“. Und wechselte die Sportart. Der 25-jährige Defense Back hält sich mit Spekulationen über die Chancen der Cowboys in der kommenden Spielzeit lieber zurück: „Ich kenne mich in der Zweiten Liga überhaupt nicht aus“, sagt Macek. „Keine Ahnung, welche Mannschaft da gut oder schlecht ist.“ Den Konkurrenzkampf innerhalb des Cowboys-Teams nimmt er an: „Es scheint alles fair abzulaufen – das ist das Wichtigste“.

Die deutsch-ungarischen Podmaniczky-Brüder sehen das ähnlich: Weil die Cowboys nach dem Abstieg aus der Ersten Liga wieder bei Null anfangen, werde jeder der Neuen seine Chance bekommen, glaubt Offensive Lineman Peter Podmaniczky: „Viele alte Cowboys-Spieler sind nicht mehr da“, sagt der 28-Jährige, der schon einmal, als Jugendlicher, für die Cowboys gespielt hat. „Das Team muss sich neu bilden. Gerade machen wir die ersten Schritte unter John Rosenberg.“Insbesondere die jüngeren Spieler im Kader können von der Erfahrung Rosenbergs profitieren. Der 20-jährige Running Back Bela Podmaniczky sagt, die Verpflichtung Rosenbergs sei für ihn „ein wichtiger Grund“ gewesen, von den Rangers zu den Cowboys zu gehen. Sein Bruder Peter Podmaniczky nennt weitere Gründe: „Neue Jerseys, neues Equipment und ein Dress Code sogar für ein Freundschaftsspiel – es ist schon super, was gerade bei den Cowboys passiert“.

Sollte einer der Neuen den Sprung in den Kader dennoch nicht schaffen, sei das, meint Ramin Ghassemi, kein großes Problem: „Es ist in Ordnung, wenn jemand sagt, der Level ist zu hoch für mich.“ Cowboys und Rangers müssten das gemeinsam regeln und sollten „künftig noch mehr zusammenarbeiten“. Cowboys-Präsident Werner L. Maier, selbst ein früherer Rangers-Spieler, sagt, schließlich hätten beide Vereine „ein gemeinsames Interesse“, die Sportart American Football in München voranzubringen.