Mitteilung von Munich Cowboys vom 26.02.2007

Ausbildungs-Offensive Bayern

Martin Hanselmann macht eine besorgte Miene, wenn er an die jüngste Entwicklung des Football-Sports in Bayern denkt. „Bayern, der größte Verband in Deutschland“, beklagt der frühere Bundestrainer, „stellt derzeit kein Erstliga-Team mehr.“ Hanselmann sagt: „Das müssen wir korrigieren.“ Als Head Coach der bayerischen Jugendauswahl, als oberster Talentschmied sozusagen, kann Martin Hanselmann für die Football-Klubs wertvolle Arbeit leisten. Beim Turnier der Auswahlmannschaften der Bundesländer im vorigen Jahr schafften die Jugendlichen aus Bayern mit Vorgänger Florian Berrenberg nur Platz sechs. Der American Football Verband Bayern (AFVBy) trennte sich von Berrenberg. Hanselmann hat seine Aufgaben übernommen. Mit ihm und einer „Ausbildungs-Offensive“ will der AFVBy den bayerischen Vereinen langfristig den Weg zurück an die Spitze der German Football League (GFL) bereiten.

103 Nachwuchs-Footballer im Alter zwischen 14 und 19 Jahren nahmen am zweiten Sichtungs-Lehrgang des AFVBy in München-Giesing teil. Football-Spieler von Klubs aus dem Großraum München, aus Nürnberg, Hof, Schweinfurt und anderen bayerischen Städten. Die Munich Cowboys Juniors, die im vorigen Jahr den Meistertitel in der Jugendliga Bayern gewannen, stellten bei der Sichtung mit einem Dutzend Spielern die größte Gruppe, wie Peter Roth, Jugendleiter der Cowboys und Organisator, freudestrahlend verkündete.

Auch Hanselmann freute sich über das Teilnehmer-Plus von rund 25 Prozent im Vergleich zum Vorjahr, kritisierte allerdings auch, dass das Teilnehmerfeld „eher Masse als Klasse“ darstelle. Eine Bestandsaufnahme, die die Übungsleiter aus Hanselmanns Trainerstab ausnahmslos teilen. Das Coaching Staff der Jugend-Abteilung des AFVBy besteht aus acht erfahrenen Trainern. Da der Verband jede Einheit inzwischen doppelt besetzt hat, sind es insgesamt sogar 16 Übungsleiter. Hanselmann und sein Stab bemängeln, dass es unter den Jugendlichen derzeit zu wenig „wirkliche Athleten“ gebe.

Die Ursachen dafür sind seit längerem bekannt. Und in einem gesellschaftlichen Bereich zu suchen, auf den der Football-Sport nur wenig Einfluss hat: An Grund- und weiterführenden Schulen wird dem Sportunterricht seit Jahren zu wenig Bedeutung beigemessen. In den Stundenplänen ist der Anteil des Sports oft verschwindend gering. Nicht selten fällt Unterricht aus. Und wenn er doch stattfindet, werden die gerade für Football-Spieler eminent wichtigen koordinativen Fähigkeiten vernachlässigt.

Sportmediziner bemängeln seit Jahren, dass in den Schulen so genannten „motorischen Defiziten“ von Kindern und Jugendlichen kaum entgegengesteuert werde. Staatlichen Schulen fehlt oft schlicht das Geld, um geeignete Sportlehrer einzustellen. Dem Gros der Football-Klubs geht es mangels Sponsoren kaum anders. Hier will die „Ausbildungs-Offensive“ des AFVBy ansetzen. Der gut besetzte Trainerstab um Martina Hanselmann will mit regelmäßigen Schulungen versuchen, die Defizite zu beheben.

Peter Schirl, Leiter der Jugendabteilung des bayerischen Verbands, sagt: „Wir werden das ganze Jahr für das Ziel trainieren, diesmal beim Turnier der Bundesländer in Berlin besser abzuschneiden.“ Die verbleibenden Sichtungen würden den Spielplan der Jugendliga Bayern sinnvoll ergänzen, verspricht Schirl, so dass keine Trainingspausen entstünden. Head Coach Hanselmann werde in den kommenden Wochen „die Athletik der einzelnen Spieler anhand von Daten und Videos überprüfen“. Die besten Nachwuchsspieler werden zu einem Trainingscamp in den Sommerferien geladen. Sie können sich dabei für das Turnier der Bundesländer (Termin: Mitte Oktober) empfehlen.