Mitteilung von Munich Cowboys vom 22.08.2006

Teamgeist und ein Führungsspieler

American Football ist ein psychologisches Spiel wie kaum eine andere Sportart. Zudem ein Mannschaftssport, der besonders von Emotionen auf dem Feld lebt. Seit dem Wiederaufstieg in die Erste Bundesliga haben die Munich Cowboys wichtige Tugenden schmerzlich vermissen lassen. Beim dramatischen 20:20 gegen die Darmstadt Diamonds war das Feuer wieder da – und sprang schnell auf die Zuschauer im Dantestadion über, wie Quarterback Gary Lautenschlager auf der Cowboys-Pressekonferenz meinte. Die wohl wichtigste Erkenntnis gegen die Hessen: Das Passspiel der Cowboys wird von Match zu Match besser. Ein Sieg gegen die Diamonds wäre daher nicht nur möglich sondern auch verdient gewesen. Vor dem alles entscheidenden Saisonspiel gegen die Saarland Hurricanes im Saarbrücker Ludwigparkstadion (Samstag, 17 Uhr) sagt Offense Coordinator Markus Schuster: „Der Pfeil zeigt nach oben.“ Eine gute Nachricht, zum richtigen Zeitpunkt: Der neue Teamgeist könnte den Cowboys kurz vor Saisonende den Klassenerhalt sichern.


Eigentlich waren die Diamonds als klarer Favorit nach München gekommen. In den Internet-Foren gab es keinen einzigen Tipper, der den Cowboys ein ausgeglichenes Match zutraute. Doch alle waren offenbar schlecht informiert: Ein verbessertes, leidenschaftlicheres Spiel der Munich Cowboys deutete sich phasenweise schon gegen die Marburg Mercenaries an. „Darmstadt hat uns unterschätzt“, kommentierte Markus Schuster die Aufholjagd nach einem 10:20-Rückstand im Schlussviertel. „Und wir haben zum ersten Mal in dieser Saison eine wirkliche Mannschaftsleistung aufs Feld gebracht.“ Darmstadts Quarterback Dax Michelena räumte ein, dass sein Team „einige Fehler zu viel“ gemacht habe. Und obwohl sich die Diamonds mit dem Unentschieden für die Play Offs qualifizierten, seufzte Head Coach Lee Rowland: „Ich bin enttäuscht, dass wir nicht gewonnen haben. Münchens Offense hat unseren Schwachpunkt gefunden.“

Wie schon in den beiden Spielen gegen Schwäbisch Hall und Marburg sorgte Cowboys-Quarterback Gary Lautenschlager persönlich für Punkte. Gegen Darmstadt erzielte er zwei Touchdowns und bewies erneut Führungsstärke. „Gary ist ein Leader“, sagt Coach Markus Schuster. „Es ist schwer, so zu wirken, wenn einem der Erfolg nicht Recht gibt. Aber mit seinem Trainings- und Einsatzwillen und seiner Präsenz auf dem Feld übernimmt Gary schon seit einiger Zeit eine Führungsrolle.“ Beschränkt nur durch eines: „Es gehören elf Leute dazu“, betont Schuster. „Gary allein kann ein Spiel nicht umdrehen.“

Der wiederum sprach von „einem der besten Spiele, die wir in den letzten beiden Jahren gezeigt haben“ und meinte: „Bei uns gab’s heute keine Eigenbrötler. Keiner hat herumgemeckert. Wir alle haben an einem Strang gezogen – und einfach alles gegeben.“ Besonders stellte Lautenschlager die Offense-Line heraus, die „einen wirklichen guten Job“ gemacht habe: „Ich habe heute selten Druck gehabt. Das macht es mir tausendmal leichter“.

Kurz vor dem Ende des Spiels – die Cowboys hatten sich bis auf acht Yards an die Endzone der Diamonds herangearbeitet – war der Sieg greifbar. Wie übrigens schon gegen Ende der ersten Spielhälfte, als Wide Receiver Mario Gottschlich „nur ein Yard oder ein paar Zentimeter“ (Schuster) davon entfernt war, einen weiteren Touchdown zu erzielen. Und auf 16:6 zu erhöhen. Später jedoch, im Schlussviertel, nahmen die Cowboys lieber drei sichere Punkte per Field Goal mit, um die lange Niederlagen-Serie zu beenden. Thomas „Lusa“ Zeitler kickte gewohnt routiniert zum 20:20 Endstand. Und das nicht nur einmal: Insgesamt acht Punkte besorgte Zeitler mit seiner Treffsicherheit gegen die Diamonds.

Das Können Einzelner erklärt den derzeitigen Auftrieb der Munich Cowboys aber nur unzureichend. „Es ist so, dass wir endlich auch im Training dahin kommen, wo wir hinwollen“, sagt Markus Schuster und erklärt den Erfolg mit noch einem anderen Argument: „Am Anfang der Saison haben wir eine ganz spezielle Offense gespielt. Es hat eine gewisse Zeit gedauert, um das Offense-System umzustellen.“ Womöglich kommt die erfolgreiche Kurskorrektur gerade noch rechtzeitig – zum Kräftemessen mit den Hurricanes in Saarbrücken nämlich. Gegen die Saarländer hat es ja schon am Saisonbeginn zu einem knappen Sieg gereicht. „Wir werden aber noch etwas mehr brauchen“, spornt Markus Schuster die Cowboys an, „um Saarland, die kein schlechtes Football-Team sind, am Samstag zu düpieren.“