Mitteilung von Schwäbisch Hall Unicorns vom 22.07.2006

Riskiert und verloren

Es scheint weiterhin ein Gesetz im deutschen Football zu sein, dass der Spannungsbogen bei Begegnungen zwischen den Schwäbisch Hall Unicorns und den Marburg Mercenaries fast überspannt wird. Auch am Samstag im Haller Hagenbachstadion lieferten sich die beiden Teams wieder einen bis in die letzte Spielminute offenen Schlagabtausch, aus dem die Gäste am Ende mit 34:35 als die glücklicheren hervor gingen.

In den ersten zehn Spielminuten fühlten sich die 920 Zuschauer im Haller Hagenbachstadion um zwei Wochen zurückversetzt. Was sie von der Haller Offense sahen, glich den Bildern aus dem Spiel gegen Hamburg fast wie ein Ei dem anderen: Ein nach freien Passempfängern suchender Quarterback Ira Vandever wird von mehreren gegnerischen Verteidigern in die Zange genommen und Laufspielzüge enden kurz nachdem sie begonnen haben.

Doch kurz vor dem Seitenwechsel zum zweiten Viertel ändert sich das Bild. Unicorns-Headcoach Siegfried Gehrke hatte nun das richtige Rezept gefunden, wie er die aggressiv aufspielende Marburger Defense von ihrem Fixpunkt Ira Vandever ablenken konnte. Ein Haller Angriffszug, den sie an der eigenen 10-Yard-Linie starteten und bei dem die Unicorns die Marburger Defense mehrfach clever ausspielten, endete Anfang des zweiten Viertels mit der 7:0-Führung durch einen 32-Yards-Pass von Ira Vandever auf Barry Bradshaw (PAT Dario D'Ariano).

Nun war der Punkteknoten in dieser Partie geplatzt und die beiden Kontrahenten lieferten sich bei wechselhaftem Wetter einen offenen Schlagabtausch. Touchdowns der Gastgeber wurden von Marburg in der Regel postwendend mit Gegentouchdowns beantwortet. Erst im letzten Viertel gelang es den Gästen beim 35:28 erstmals in Führung zu gehen. Den Hallern merkte man nun an, dass die dünne Personaldecke in diesem Jahr einen Mangel an Alternativen mit sich bringt, die man bei solch knappen Spielen braucht. Besonders schmerzlich war deshalb auch der verletzungsbedingte Ausfall von Receiver Kai Rabus Anfang des dritten Viertels.

Aus ihrer körperlichen Überlegenheit konnten die Marburger am Samstag dank einer konzentrierten Unicorns-Defense und vielen Straf-Yards kaum einen Vorteil ziehen. Wirklich Besser als ihre Gastgeber waren die Hessen wohl nur bei den Kick-Off-Returns. Während die Haller ihre Angriffszüge oftmals an schlechten Feldpositionen nahe der eigenen Endzone starten mussten, erspielten sich die Mercenaries nach Kick-Offs häufig eine komfortable Startposition, mehrfach sogar in der Haller Hälfte. Genau hier waren sie das Quäntchen besser, das am Ende auch das knappe Ergebnis zum Ausdruck brachte.

Am Siedepunkt war die Spannung am Samstag 30 Sekunden vor Spielende angelangt. Mit einem spektakulären Fang setzte sich Max Seroogy gegen drei Marburger Verteidiger in der hessischen Endzone durch und brachte seine Unicorns auf 34:35 heran. Alle Blicke im Hagenbachstadion suchten nun Headcoach Siegfried Gehrke. Er hatte zu entscheiden, ob man im Extrapunktversuch für ein Unentschieden einen Kick spielen, oder ob man mit der schwierigeren Conversion zwei Punkte und den Sieg anstreben sollte. Gehrke ging volles Risiko, setzte alles auf die Conversion doch Quarterback Ira Vandever scheiterte bei diesem Versuch ein Yard vor der Marburger Endzone.

Die Niederlage gegen Marburg wirft die Haller auf den dritten Tabellenplatz in der GFL-Süd zurück. Im Kampf um das Heimrecht im Viertelfinale (Platz eins und zwei) haben sie damit nun die schlechteste Ausgangsposition gegenüber ihren Konkurrenten aus Stuttgart und Marburg. Auf die Frage, was dies für die Haller im Restprogramm bedeutet gab Siegfried Gehrke nach dem Spiel kurze aber prägnante Programm für sein Team aus: "Alles gewinnen!"

Die Punkte für Hall erzielten: Ira Vandever (6), Max Seroogy (6), Dario D'Ariano (1), Barry Bradshaw (9), Florian Spathelf (6) und Thomas Hambalek (6).