Mitteilung von Munich Cowboys vom 10.07.2006

Helm auf und Football spielen

„Diese Liga ist eine der verrückten Sorte“, sagt Patrick Norton nach der Hinrunde in der German Football League (GFL). „Stuttgart hat gewonnen, Schwäbisch Hall hat irgendjemanden ausge-schaltet, Darmstadt hat verloren, aber dafür in der Woche zuvor gewonnen.“ Anders als in den USA könne in Deutschland offenbar jeder jeden schlagen, meint der Fullback der Munich Cowboys und fügt hinzu: „Ich finde das alles sehr interessant.“ Die Botschaft des 24-jährigen US-Amerikaners vor dem Match gegen Cologne Falcons (Sonntag, 15 Uhr, Kölner Südstadion) an seine Mitspieler: Alles ist möglich! Kein Match vorzeitig verloren geben! Der hünenhafte, 1,89 Meter große Football-Spieler glaubt fest an eine Steigerung der Mannschaft in der Rückrunde.

„Noch niemand, gegen den wir in dieser Saison gespielt haben, hat gesagt: ‚Die Cowboys spielen Mist’“, rechtfertigt Norton die bisherigen Auftritte mit einer miserable Punkteausbeute. „Zugegeben, wir hatten einige wirklich schlechte Spielzüge dabei. Aber die Cowboys sind in der Lage, jeden Gegner in der GFL empfindlich zu treffen. Und das ist es doch, was American Football ausmacht, oder?“ Nach der Entlassung von Head Coach Eldon Cunningham stehen die Munich Cowboys vor einem Neuanfang. „So eine Entlassung passiert im College-Football wie auch in der NFL“, sagt Patrick Norton. „Meine Reaktion ist: Helm auf – und weiter Football spielen.“

Kritiker des Systems von Eldon Cunningham sagen, dass zu viele Spielzüge über Patrick Norton laufen, der „eigentlich ein super Running Back“ sei. Norton hingegen meint, diese Spiel- weise sei Okay: „Als einzelner Spieler fügst du dich dem Team“. Ein Führungsspieler sei er aber nicht, meint er, das seien andere. Norton hofft, dass es dem neuen Trainerstab gelingt, Cunning-hams Veer Offense mit einem verbesserten Passspiel fortzuführen. „Ein lauforientiertes Spiel wird aber immer lauforientiert bleiben“.


Das Cowboys-Schwergewicht wird auch in der Rückrunde Schwerstarbeit in der Offense verrichten. Mit dieser Einstellung ist Patrick Norton ein Vorbild für alle Mitspieler. In der Bundesliga zieht er oft drei oder vier Gegner auf sich, die mit vereinten Kräften versuchen, die Nummer neun der Cowboys zu Boden zu bringen. Quarterback Duane Corlett ist froh, dass Patrick Norton diese Rolle einnimmt und sagt: „Er läuft und spielt mit vollem Einsatz. Deshalb bekommt er alle Unterstützung, die man sich vorstellen kann.“

Norton, bis vor kurzem noch College-Footballer der renommierten University of California Los Angeles (UCLA), wurde von seinem Landsmann Steve Seigel, der in der vorigen Saison Linebacker in München spielte, empfohlen. Per E-Mail hat er sich um einen Platz im Cowboys-Team beworben. „Die GFL ist eine Chance für mich“, sagt der 24-Jährige: „Ich will helfen, die Munich Cowboys wieder aufzubauen.“ Schon zu High-School-Zeiten galt der bullige Running Back als Star, bekam mehrere Preise und Stipendien und spielte fünf Jahre für die UCLA. Es folgten insgesamt drei Einladungen zu NFL-Camps.

„Football zu spielen – das ist es, was er immer tun wollte“, erzählt seine Freundin Emily, 26, die vor ein paar Tagen zu Besuch in München war. „Es ist seine Passion, sein Antrieb, seine Berufung. He eats, sleeps and breeds football.“ Mit seiner Körperkraft könne Patrick alles zerreißen, meint Emily. „Sein Kopf reicht, um den Gegnern eins auf die Nase zu geben.“ Hinzu kommt mentale Stärke. Die wurzelt in seinem Glauben an Gott. „Gott ist alles für mich“, sagt Patrick Norton. „Er hat mir meine Talente mitgegeben, meine Größe und Stärke. Und die Fähigkeit, das alles richtig einzusetzen.“ Diese Religiosität nimmt er mit ins Stadion „Mit Stolz gehe ich in jedes einzelne Match“, sagt er. Football sei seine „erste Liebe“, denn dieser Sport sei wie ein Vermächtnis: „Mein Vater hat Football gespielt, mein Großvater hat gespielt – jetzt spiele ich.“

Mit zwei US-Amerikanern und einem deutschen Cowboys-Spielern teilt sich der US-Footballer aus Valencia, einer Stadt im Norden von Los Angeles, ein Appartement in München. „Ich genieße meine Zeit hier“, erzählt er. „Wir machen Fahrradtouren, fahren zu den Seen oder gehen zusammen ins Fitness-Studio.“ Erstmals in seinem Leben hat er die USA verlassen, um Erfahrungen in einem anderen Land zu sammeln. Extrem-Erfahrungen, noch vor Saisonbeginn: „Ich habe hier zum ersten Mal in meinem Leben Schnee gesehen“, erzählt Norton und lacht.

Mit sechs Jahren hat er mit Little League Football begonnen, anschließend ging’s auf der High School weiter. Im College-Team der UCLA spielte Patrick Norton schon vor 80.000 Zuschauern. Wer so etwas als junger Spieler erlebt hat, will hoch hinaus: „Natürlich will ich in die NFL“, sagt Norton, unverfälscht und grad-linig, wie es seine Art ist. Nach Saisonabschluss mit den Munich Cowboys wird sich das Kraftpaket auf den Heimweg nach Los Angeles machen.