Mitteilung von Stuttgart Scorpions vom 31.07.2012

Scorpions behielten in einem zähen Spiel die Oberhand

13:9 Sieg gegen die Marburg Mercenaries

Sonntagabend, 17.30 Uhr im GAZi-Stadion auf der Waldau, soeben war das Spitzenspiel der Südgruppe der ersten Football-Bundesliga zwischen den Stuttgart Scorpions und den Marburg Mercenaries zu Ende gegangen. Die Anzeigetafel zeigte das Endergebnis - 13:9 für die Gastgeber - und während unter dem Strich zwei Punkte auf der Habenseite der Schwaben stehen, brachte dieses Spiel noch etwas anderes mit sich: Etliche graue Haare mehr bei den Verantwortlichen auf beiden Seiten und einen erhöhten Blutdruck bei dem einen oder anderen der rund 900 Zuschauer.

Sowohl die Scorpions als auch die Mercenaries hatten von Anfang an unmissverständlich klar gemacht, dass sie dieses Duell des Tabellenvierten gegen den –dritten unbedingt gewinnen wollten. Und dieser unbedingte Wille führte zu einem Spiel, welches zwar nicht hochklassig war – im Gegenteil, die Spieler auf beiden Seiten wirkten oftmals sehr gehemmt und unkonzentriert, so dass die Fehlerquote außerordentlich hoch war – aber mit zunehmender Spieldauer mehr und mehr von seiner Spannung lebte. Darüber hinaus waren Parallelen zum ersten Heimspiel der Saison, in welchem die Scorpions die Unicorns aus Schwäbisch Hall sensationell besiegten, unübersehbar: Wie schon in jenem Spiel Anfang Mai, hielt auch dieses Mal die Defense der Gastgeber die Mannschaft im Spiel. Und fiel gegen die Unicorns der siegbringende Touchdown 15 Sekunden vor Ende der Partie, so zeigte die Uhr gegen Marburg 2:29 Minuten verbleibende Spielzeit an, als Quarterback Tom Schneider den Ball zum Endstand von 13:9 (PAT Wurster) in die Endzone trug.

Eben jener Schneider stand auch symbolisch für das Spiel der Scorpions an diesem Tage. Am Freitag erst wieder aus den USA eingetroffen, waren ihm die Müdigkeit durch den Jetlag und das zuletzt fehlende Training mit seinen Receivern deutlich anzumerken. Somit gab er zwar wie gewohnt sein Bestes, um das Team zum Sieg zu führen, zeigte aber Schwächen, wie zum Beispiel Ungenauigkeit beim Passspiel, die man sonst nicht von ihm kennt. Doch eben dann als es zählte, war er wieder hellwach und erzielte die so sehr benötigten Punkte für seine Farben.

Die Stuttgarter waren es auch, die an diesem Tage die ersten Punkte erzielten. Zwar gelang es den Mercenaries, gleich im ersten Drive der Gastgeber ihnen den Ball zu rauben – Sebastian Lau konnte einen Passversuch von Schneider auf Lasse Ahlgrimm abfangen – doch konnten sie daraus kein Kapital schlagen. Im nächsten Drive machten es die Gastgeber dann besser: Beginnend kurz vor der Mittellinie, marschierten sie durch Läufe von Thomas Metzger und Pässe auf Fabian Weigel und Lasse Ahlgrimm bis an die 1-Yard-Linie der Mercenaries, ehe Metzger dieses letzte Yard überwand und es somit 6:0 stand (der anschließende PAT von Sascha Wurster traf nur den Torpfosten). Im Anschluss deutete die Offense der Marburger dann an, warum die meisten Gegner ihr mit gehörigem Respekt gegenüber treten – getragen von Quarterback-Altmeister Joachim Ullrich, Receiver Matthew Sheperd, und den Running Backs Markihe Anderson und Eddie Vachon, brachte sie die Verteidigung der Hausherren erstmals in Verlegenheit und gelangte bis an deren 12-Yard-Linie. Dort allerdings hielt die Defense den Angriffen stand, so dass sich die Mercenaries mit einem Field Goal zum 6:3 durch Peter Müller begnügen mussten.

Das zweite Quarter gehörte dann eher zu den Momenten, die nicht lange im Gedächtnis haften bleiben. Beide Teams bedienten sich ihres ganzen Repertoires, doch standen sich meist selbst im Wege – entweder ließen die Passempfänger als sicher gefangen geglaubte Bälle fallen oder folgte auf einen erfolgreichen Spielzug prompt eine Strafe, die den Verursacher um den Lohn der Mühen brachte. Linebacker Hans Stecher gelang es zur Mitte des Quarters, einen Pass von Ullrich abzufangen und über rund 15 Yards zurückzutragen, doch passend zum Spielverlauf in dieser Phase sprang aus diesem Turnover nichts zählbares heraus.

Mit 6:3 ging es also in die Pause, und hier erlebten die jüngsten Mitglieder der Scorpions-Familie dann ihren goldenen Moment: Die Flag Kids, welche vor kurzem den Meistertitel in der Leistungsliga Baden-Württemberg feiern konnten und sich somit für das Endturnier um die Deutsche Meisterschaft qualifizierten, wurden für ihre Leistung auf dem Rasen des GAZi-Stadions geehrt, und sowohl den Spielern, als auch den stolzen Eltern, stand das Leuchten in den Augen.

Sportlich ging es dann weiter und die Mercenaries nutzten ihren ersten Ballbesitz gleich, um erstmals in Führung zu gehen. Joachim Ullrich bediente seinen Receiver Rocky Ciasulli in der Endzone der Gastgeber, so dass es fortan 6:9 aus Sicht der Scorpions stand (der Extra-Punkt-Versuch von Peter Müller verfehlte sein Ziel). Bis zu Ende des dritten Quarters brachte beide Mannschaften nichts Nennenswertes mehr zustande, umso unruhiger wurde dann das vierte und letzte.

Zu Beginn dessen sprach Schiedsrichter Fischer den ersten Feldverweis seit langer Zeit in einem Scorpions-Heimspiel aus - Mercenaries-Linebacker Franco Ingravalle ließ sich zu einer Unbeherrschtheit hinreißen und ging Scorpions-Receiver Weigel an, als dieser während eines Spielzugs in die Teamzone der Gäste geriet. Beide Mannschaften versuchten nun mit allen Mitteln, die nächsten Punkte zu erzielen, doch es blieb beim selben Bild: Leichtsinnsfehler, Strafen und wenig gelungene Aktionen. Und es war auch eine Strafe, die die Gäste aus Marburg den Sieg kostete: Vier Minuten vor Ende der Partie standen die Scorpions mit ihrem vierten Versuch an der 20-Yard-Linie der Mercenaries. Den Versuch von Tom Schneider, per Pass auf Tight End Maximilian Merwath einen neuen ersten Versuch zu erzielen, konnte die Verteidigung der Gäste abwehren, so dass das Angriffsrecht gewechselt hätte. Da die Scorpions zu diesem Zeitpunkt bereits zwei ihrer drei Timeouts verbraucht hatten, hätte dies den Marburger Sieg bedeuten können, vorausgesetzt, sie hätten ein kluges Clock-Management gezeigt. Jedoch erkannte Schiedsrichter Fischer in diesem Moment ein Holding durch die Marburger Verteidigung, so dass die Gastgeber vier neue Versuche bekamen, und diese, wie bereits erwähnt, durch Tom Schneider zum Endstand von 13:9 verwerteten.

Alles in allem muss man zugeben, ein glücklicher Sieg für die Gastgeber. Gleichzeitig muss man ihnen allerdings zugutehalten, dass sie erneut den widrigen Umständen trotzen konnten – zum Beispiel wurde die ohnehin schon lange Liste der Verletzten in der letzten Woche, um die Spieler Scheuring und Haenelt verlängert – und kämpferisch eine tadellose Leistung boten. Und was am Ende zählt ist, dass die zwei Punkte in Stuttgart bleiben, womit die Scorpions vor den Mercenaries auf Platz drei rücken konnten, hinter ihrem nächsten Gegner, den Rhein-Neckar-Bandits aus Mannheim. Dies bedeutet ein weiteres Spitzenspiel im Süden, am kommenden Samstag, 18 Uhr, wie gewohnt im GAZi-Stadion auf der Waldau.

JH