Mitteilung von Wiesbaden Phantoms vom 10.04.2011

Phantoms überraschen in Stuttgart

Aufsteiger hat den Favoriten zum GFL-Auftakt beim 17:17 am Rande einer Niederlage! Was für ein Start in die „German Football League“ für die Wiesbaden Phantoms. Im ersten Spiel der neuen Bundesligasaison überraschte die Mannschaft von Sven Gloss die Stuttgart Scorpions in deren Gazi-Stadion auf der Waldau durch einen spielfreudigen, beherzten Auftritt und hatte den hohen Favoriten gar am Rande einer Niederlage. So endete die spannende Begegnung vor 900 Zuschauern mit einem lachenden und auch weinenden Auge für die Phantoms.
Diese hatten nämlich durchaus die Möglichkeiten, dem äußerst respektablen Ergebnis das Sahnehäubchen aufzusetzen. Die Chancen auf einen Sieg bei den Scorpions waren nämlich da, blieben aber ungenutzt. So retteten sich die Gastgeber nach einer starken Phase, in der sie eine 17:0 Führung der Phantoms egalisieren konnten, gerade noch mit der Punkteteilung über die Ziellinie.
„Natürlich bin ich mit dem Ergebnis hochzufrieden, die Jungs haben einen großartigen Job gemacht. Doch wenn man sieht, wie das Ergebnis zustande kam, fühlt es sich unmittelbar nach Spielende wie eine Niederlage an“, konnte Sven Gloss seine Gefühle nach dem Spiel noch nicht so richtig einordnen. „Ich bin mir aber sicher, schon bald wird die Freude über das Erreichte überwiegen“, schob der neue Head Coach der Phantoms aber nach.
Zufrieden sein konnte man Seitens der Phantoms in der Tat mit Vielem, was auf dem Feld geleistet wurde: Mit der überragenden Defense, die die von US-Quarterback Daniel Polk geführte Stuttgarter Offense über weite Strecken des Spiels im Zaum hielt. Lediglich zu Beginn des Spiels spürte man die Nervosität in den Köpfen der jungen Wiesbadener Mannschaft. Polk führte die Scorpions tief in die Hälfte der Phantoms, ein Field Goal sollte die ersten Punkte der Gastgeber auf die Anzeigetafel bringen. Doch der Kick von Sascha Wurster aus kurzer Distanz wurde geblockt. Eine Initialzündung für die Phantoms, die von Minute zu Minute mutiger agierten. Während die Angriffsmachinerie der Scorpions immer mehr ins Stocken geriet, steigerte sich die Wiesbadener Offense um Spielmacher Kevin Brüngel vor allem im zweiten Spielviertel deutlich. Und wurde belohnt: Tobi Kreuzer brachte seine Mannen mit einem Field Goal aus 24 Yards Distanz im letzten Spielzug der ersten Halbzeit mit 3:0 in Führung.
Lediglich die zahlreichen Penalties auf beiden Seiten und eine vergebene Riesenchance auf weitere Punkte trübten auf Seiten der Gäste den positiven Gesamteindruck: Denn neben einem geblockten Field Goal gelang den Phantoms das Kunststück bei einem Punt der Scorpions gleich nochmal. Doch als der freie Ball wenige Yards vor der Stuttgarter Endzone herumsprang, bezahlten die Phantoms einen teuren Preis für eine kurze Unkonzentriertheit. Denn statt den Ball auf dem Boden zu sichern und damit die Offense in äußerst kurzer Distanz zum möglichen Touchdown in Ballbesitz zu bringen, versuchten gleich mehrere Akteure in Blau vergeblich, den Ball aufzunehmen und ihn direkt in die Endzone zu tragen.
Die Scorpions profitierten von den misslungenen Versuchen der Phantoms, sicherten sich das Spielgerät selbst und erhielten regelkonform das Angriffsrecht zurück. „Ärgerlich, aber das sind genau die Fehler, die einer jungen Mannschaft passieren können und die wir möglichst schnell abstellen müssen“, so Sven Gloss zur aufregenden Szene Mitte des zweiten Spielviertel.
Mit der verdienten Führung im Rücken starteten die Phantoms furios in die zweite Hälfte. Ein langer Kick Off Return von Marcel Duft, Ballübergabe von Marius Markgraf, der in der zweiten Halbzeit als Quarterback agierte, auf Dominik Voigtländer und der wieselflinke Ballträger stand 46 Yards später in der Stuttgarter Endzone. Der Paukenschlag im ersten Spielzug der zweiten Halbzeit saß. Gegen konsternierte Stuttgarter legten Markgraf und Co. noch eine Schippe drauf, nachdem die Phantoms-Defense die gegnerischen Angriffsbemühungen erneut frühzeitig beendeten. Markgraf zunächst mit einem vollständigen Pass auf Robin Bräuer über rund 50 Yards. Dann das selbe Duo nochmals erfolgreich über 11 Yards und die Phantoms führten mit 17:0, nachdem Tobi Kreuzer auch den zweiten Extrapunkt erfolgreich versenkte.
Aber die Scorpions wollten sich nicht in ihr Schicksal fügen, schlugen zurück und nutzten die mentale Schwächephase der Phantoms in den Folgeminuten konsequent aus. Zunächst bediente Daniel Polk seinen Passempfänger Raphael Schneider über 56 Yards zum 7:17, bevor der US-Spielmacher sein Team mit einer gelungenen Angriffsserie und einem kurzen Lauf in die Endzone auf drei Punkte heranbrachte. Vorausgegangen war der erste von zwei Ballverlusten der Phantoms auf Höhe der 50 Yard-Linie, als Kelly Perrier der Ball aus den Händen geschlagen und von den Stuttgartern erobert wurde. Binnen drei Minuten waren die Scorpions zur Freude ihrer Fans wieder in Schlagdistanz.
Zum letzten Mal wurden die Seiten gewechselt, das spannende letzte Spielviertel bescherte den Gastgebern zunächst spielerisches Oberwasser. Polk avancierte nahezu zum Alleinunterhalter in Rot und trug das Spielgerät ein weiteres Mal Spielzug um Spielzug in Richtung der Wiesbadener Endzone. Die Waagschale neigte sich in Richtung des Favoriten, bis dieser wenige Yards vor dem Touchdown gestoppt wurde. Stattdessen egalisierte Sascha Wurster den Spielstand mit einem 25 Yards Field Goal Mitte des letzten Viertels zum 17:17. Wichtig aber für Sven Gloss und seine Mannschaft: Die Defense zeigte sich in den entscheidenden Sekunden hellwach, verhinderte die mögliche Führung der Schwaben und bewies erneut eindrucksvoll ihre Stärke.
Zwei Mal noch hatten die wieder erstarkten Mannen in Blau die Chance, das Spiel für sich zu entscheiden. Zunächst beendete der zweite Ballverlust, eine Interception auf der Stuttgarter 5 Yard Linie, die Hoffnung auf Punkte. Wenige Sekunden vor Spielende mussten die jungen Phantoms dann ein weiteres Mal ihrer Unerfahrenheit Tribut zollen. Robin Bräuer fing einen Markgraf-Pass innerhalb der Stuttgarter 20 Yard Linie. Doch die Phantoms mussten ihr letztes Time Out kurz zuvor einer Unklarheit bei der Spielzugwahl opfern, hatten keine Auszeit mehr zur Verfügung. Die Uhr tickte. Hektik. Beim Versuch, durch einen gewollten unvollständigen Pass die Uhr drei Sekunden vor Ende zu stoppen und Tobi Kreuzer ein Field Goal zum Sieg versuchen zu lassen, klappte der Snap nicht. Markgraf verlor den Ball. Fumble, die Uhr lief runter. Spielende tief in der Stuttgarter Hälfte. Die Scorpions retteten sich zum aus ihrer Sicht glücklichen Unentschieden.
Und die Phantoms? Unsicherheit, bei Trainern wie bei Spielern. Feierte man mit den mitgereisten Fans noch den unerwarteten Punktgewinn unmittelbar nach Spielende, wirkten viele Akteure in den Minuten danach nachdenklich. „Natürlich hatten wir einige große Chancen, das Spiel auch zu gewinnen. Wir haben eine wirklich tolle Leistung gezeigt, auch nach dem Ausgleich nochmal Gas gegeben. Letztendlich haben wir einen Punkt im Kampf um den Klassenerhalt gewonnen. Und das freut mich“, zeigte sich Spielmacher Kevin Brüngel aber versöhnlich. Wissend, wieviel Potzenzial er und seine Teamkollegen in diesem Spiel gezeigt haben. Im ersten GFL-Spiel überhaupt. Gegen einen starken Gegner wie die Stuttgart Scorpions, die seit 13 Jahren Dauergast in den Play Offs um die deutsche Meisterschaft sind.
So gesehen liefert das Spiel in Stuttgart genug Gründe für die Phantoms, selbstbewusst in den weiteren Verlauf der Saison zu gehen. Aber auch genug Gründe, an Fehlern zu arbeiten, die einem tollen Ergebnis das Sahnehäubchen kosteten.