Mitteilung von Wiesbaden Phantoms vom 29.06.2009

Ein Sieg auf Messers Schneide

Phantoms ringen die Darmstadt Diamonds mit 24:20 nieder. Michael Treber angefressen. Das Ende des Spiels war symptomatisch für den Verlauf eines hochspannenden Derbys vor 700 Fans, das nur in der ersten Halbzeit nach einem klaren Sieg der Phantoms aussah: Mit noch 90 Sekunden auf der Uhr verunglückte zunächst der Snap bei einem Punt der Phantoms. Tobi Kreuzer brachte das Ei in höchster Not noch per Fuß in die Luft, allerdings eher in die Höhe, denn in die Weite. Eine günstige Feldposition der in der zweiten Halbzeit stark auftrumpfenden Diamonds schien unvermeidlich.
Bis der springende Ball das Bein eines Diamonds-Spielers berührte, damit per Regel auch von den Phantoms gesichert werden konnte und diese sich in der Tat das Ei und damit den Sieg sicherten. Die letzten Sekunden konnten herunterlaufen und ein glücklicher und unter eigentlich unnötiger Spannung erzitterter Sieg war unter Dach und Fach.
Unnötig aus Sicht der Phantoms war die besagte Spannung in der zweiten Halbzeit, weil man die Gäste in den ersten 24 Minuten eigentlich im Griff hatte, offensiv wie defensiv. Denn obwohl die Diamonds mit einer aggressiven Laufverteidigung gerade den Phantoms-Ballträgern das Leben schwer machten, fand Guido Reuels immer wieder Lücken in der Darmstädter Passverteidigung und wusste diese schon früh zu nutzen.
Zunächst Patrick Ihl über 17 Yards, kurz darauf Marius Markgraf über 48 Yards sorgten für die vielumjubelte 14:0 Führung schon im ersten Spielviertel. Ein verschossener Field Goal-Versuch vom bei den Extrapunkten treffsicheren Tobi Kreuzer verhinderte eine höhere Pausenführung der Phantoms, die den Angriff der Gäste bis dahin nahezu abgemeldet hatten und nicht den Eindruck erweckten, dass die Diamonds dem Spiel noch eine Wende geben könnten.
Dann übernahmen die Emotionen die Kontrolle über das Spiel. Zu Beginn der zweiten Halbzeit wurden die Gäste für ihre bis dahin einzige gute Angriffsserie belohnt und erzielten durch Sebastian Reeg den zu diesem Zeitpunkt überraschenden Anschluss-Touchdown. Nur Makulatur, so schien es. Denn Guido Reuels und Robin Bräuer wussten im einsetzenden Regen zunächst die richtige Antwort und stellten mit einem Pass über 15 Yards den alten Abstand wieder her. „Ab da gaben wir das Spiel aus der Hand. Leisteten uns mehr Fehler als in den vorangegangenen sechs Spielen zusammen und ließen die Diamonds plötzlich schalten und walten, wie sie wollten“, war Michael Treber noch lange nach dem Spiel mächtig angefressen über die mentalen Aussetzer seiner Mannen.
Mehr und mehr zerstörten Nickligkeiten den Spielfluss, Undiszipliniertheiten nahmen zu und gipfelten in den Platzverweisen für Thomas Wietzorek auf Seiten der Phantoms und Chris Eggins von den Diamonds, die es bei längst hochkochenden Emotionen mit den Scharmützeln übertrieben hatten.
Diamonds-Quarterback Ryan Alexander behielt indes Ruhe und Übersicht und bediente einen völlig allein gelassenen Danny Sieber über 51 Yards zum 21:14. Aus einer spielerisch und vom Ergebnis her deutlichen Sache zu Gunsten der Phantoms war ein Spiel mit nun völlig offenem Ausgang geworden. Wie schon so oft in der Vergangenheit, wenn die beiden alten Rivalen aufeinandertrafen.
Tobi Kreuzer stellte per Field Goal aus 30 Yards auf 24:14, eine nur scheinbar beruhigende Führung. Denn nach einem erneuten Zuspiel von Alexander auf Sieber schmolz der Vorsprung der Phantoms auf ganze vier Punkte. Der Extrapunkt misslang den Gästen fünf Minuten vor Spielende.
Der laufstarke Frank Grimm übernahm nun als Spielmacher das Kommando bei den Phantoms, sollte nicht nur wichtige Yards erzielen, sondern auch viel Zeit von der Uhr nehmen. Es gelang in der Tat. Fast. Denn 90 Sekunden vor Ende, nach einigen First Downs aber auch ebenso vielen Penalties schien es, als bekämen die Diamonds nach dem Punt durch Tobi Kreuzer ihre letzte Chance, das Spiel noch zu drehen. Bis der wild umherspringende Ball sich für das Bein des Diamonds-Spielers und somit für den hart erkämpften Sieg der Phantoms entschied.
„Wir sind mit einem blauen Auge davongekommen. Derby hin oder her, so wie wir uns in der zweiten Halbzeit über weite Strecken präsentiert haben, wie wir unseren erheblichen Teil dazu beitrugen, die Diamonds zurück ins Spiel zu bringen, darüber wird zu reden sein. Ich bin weit davon entfernt, mit dem Spiel zufrieden zu sein und letztlich froh darüber, dass wir dank einer guten ersten Halbzeit noch den Sieg eingefahren haben. Wer nun noch immer das Wort Meisterschaft in den Mund nimmt, hat nicht verstanden, welcher lange und harte Weg noch vor uns liegt und wie wenig Wert sieben Siege angesichts des bevorstehenden Programms haben“, wollte Michael Treber auch bei der anschließenden Pressekonferenz nichts von einem vermeintlich großen Schritt wissen.
Was er aber wusste, ist, dass mit den Franken Knights am kommenden Wochenende das nächste Top-Team im Europaviertel aufschlagen wird. Ebenso wie die Phantoms mit sieben Siegen, aber auch schon mit einer Niederlage im Gepäck. Und dass man mit einer Vorstellung in der zweiten Halbzeit gegen Darmstadt gerade von den passfreudigen Rothenburgern vor möglicherweise unlösbare Aufgaben gestellt werden könnte.
„Es war der richtige Weckruf zum genau richtigen Zeitpunkt für all diejenigen, die an einen Selbstläufer geglaubt haben. Vor der Mannschaft liegen nun mit den Franken Knights, dem Rückspiel in Darmstadt und den dann wartenden Saarland Hurricanes die ganz großen Brocken in der Liga. Vielleicht hat das „blaue Auge“ von heute ja einen positiven Effekt auf die Hürden, die dem Team bevorstehen“, fasste Pressesprecher Thomas Weinsheimer seine Sicht auf das erneut dramatische Spiel zusammen.
„Dass die zahlreichen Zuschauer auf ihre Kosten kamen und für ihr Ausharren im Regen mit einer höchst spannenden Partie belohnt wurden, ist sicher der positivste Aspekt dieses neunten Hessenderbys, dass am 11. Juli in Darmstadt seine Wiederholung finden wird!“