Mitteilung von Stuttgart Scorpions vom 30.06.2004

Spannende Aufholjagd am Ende nicht belohnt

Abermals eine Zitterpartie auf der Waldau, diesmal mit dem besseren Ende für den Gegner. Scorpions holen in der zweiten Halbzeit einen 20-Punkte-Rückstand noch auf und hätten um ein Haar in den Schlusssekunden noch den Sieges-Touchdown erzielt. Hall übernimmt durch den 42:47-Sie die Tabellenführung, Scorpions jetzt Zweiter.

Wenn man das Scoreboard so ansieht, sieht bis zur Halbzeit eigentlich alles normal aus. Die Gäste führen mit 21:28, also alles im grünen Bereich, nichts ist verloren. Doch bei genauerem Hinsehen zeigt sich ein anderes Bild. Nachdem die Offense an der Haller 41yd-Linie den Ball abgeben muss, kann die Defense trotz eines QB-Sacks von DL Dominik Lammel, im dritten Versuch einen Pass über knapp 60yd an die 6yd-Linie der Scorpions nicht verhindern. Dabei und bei dem folgenden TD-Pass auf Jürgen Bauer (PAT Biedenkapp) sah die Verteidigung alles andere als gut aus: zu viele individuelle Fehler ließen die Passempfänger nahezu mühelos und unbedrängt die Bälle fangen. Und auch der heimische Angriff agierte zunächst unglücklich. Ein verlorener Fumble von RB Chris Jackson brachte den Unicorns-Angriff wieder aufs Feld zurück. Doch die Defense konnte das Missgeschick ausbügeln. Ein QB-Sack von DE Daniel Mirus und nicht zuletzt ein von DB Norman Goodwin kurz vor der Goal-Line abgewehrter Ball, der von S Jeff Carpenter letztlich intercepted wurde, verhinderte Schlimmeres.

Dies geschah bereits im 2.Spielviertel. Und die Scorpions-Offense zeigte endlich ihre Stärken mir dem gewohnten Laufspiel, dazwischen eingestreute Pässe, die von den gedachten Empfängern zu häufig nicht unter Kontrolle gebracht werden konnten. Patrick Geiger zeigte allerdings hier sein ganzes Können: Mehrere Läufe, die bis zu 25yd Raumgewinn brachten, krönte er mit seinem TD-Lauf über 29yd zum 7:7 Ausgleich (PAT Doleschan). Und wieder nahm sich das Scorpions-Backfield eine Auszeit. Völlig ungedeckt konnte Unicorn Gharun Hester bereits im 2.Versuch einen 64yd-Pass von Vandever zur 7:14-Führung fangen (PAT Biedenkapp). Doch auch die Haller Verteidigung fand kein Mittel, Stuttgarts Offense wirkungsvoll zu stoppen. Läufe über Correll, Geiger und Jackson, dazwischen ein 31yd-Pass auf TE Thomas Bandke brachten den Angriff bis Inches an die gegnerische Goal-Line. Ein Fall für QB Patrick Fajfr, der den Touchdown zum 13:14 markierte (PAT missglückt). Ein knapp misslungener Onside-Kick ließ die Gäste ihren Drive bereits an der 48yd-Linie der Scorpions beginnen. Vier Pässe später klingelte es wieder im Karton. Vandever fand mit einem 5yd-Pass Andreas Engelbrecht in der Endzone zur 13:21 Führung (PAT Biedenkapp). Unglaublich dabei, dass sich der Gäste-QB immer wieder Tackles im eigenen Backfield entzog, dabei die Zeit erkaufte, bis seine 2-3 potentiellen Passempfänger sich irgendwann freigelaufen hatten. Noch kürzer danach der Auftritt des Scorpions-Angriffs: Bei einem völlig verunglückten Trickspielzug warf Chris Jackson unter Druck den Ball auf einen Haller Verteidiger. Dieses Geschenk nahmen die Unicorns dankend an. Vandever bediente Marc Biedenkapp über 24yd zum neuen Zwischenstand von 13:28 (PAT Biedenkapp). Erwähnenswert der folgende Kickoff-Return von Tony Avella: An der eigenen 1yd-Linie entzog er sich dem drohenden Tackle und konnte den Ball noch 42yd zurücktragen. In der Folge zeigten die Scorpions, dass sie auch unter Zeitdruck schnell scoren können. Nach nur drei Spielzügen fing Tony Avella einen 16yd-Pass von Fajfr zum Halbzeitstand von 21:28 (Conversion Jackson).

Etliche Zuschauer waren noch gar nicht aus der Halbzeitpause zurück, als Hassan Rashid den Kickoff-Return über 80yd zum 21:35 zurücktrug (PAT Biedenkapp). Etliche Scorpions griffen den Haller nicht konsequent genug an und verließen sich wohl auf die nächste Reihe... Dieser Schock saß wohl nicht nur den Stuttgarter Fans in den Gliedern. Denn der nächste Stuttgarter Angriff endete bereits an der eigenen 39yd-Line mit einem Turnover by Downs. Und wieder ging es ganz schnell. Nach nur drei Spielzügen bediente Vandever mit einem 29yd-Pass Kai Rabus und es stand mitten im 3.Quarter 21:41 (PAT missglückt). Für alle Zuschauer war das Spiel entschieden und bei den heimischen Zuschauern machte sich das Gefühl breit, einer deutlichen Niederlage entgegen zu sehen. Doch die Scorpions wollten wohl an diesem Tag nicht sang- und klanglos untergehen. Zu den genannten Ballträgern wurde nun auch noch RB Ahmad Spidle vermehrt eingesetzt. An der eigenen 11yd-Linie startend brauchte die Schwaben-Karawane jeweils maximal 2 Versuche für die folgenden 1st Downs. Ein dritter war es dann, mit dem TE Jan Hofman einen 4yd-Pass von Fajfr den Anschluss zum 27:41 fing (PAT misslungen). Ergebniskosmetik? Mitnichten, denn auch die Defense spielte entschlossener als zuvor: Pass über 1yd, Tackle durch Jojo Hölker und Jasson Scott. Pass über 8yd, Tackle durch CB Oliver Pohl. Beim nächsten Pass schoss CB Matthias Mecherlein wie ein Blitz zwischen 2 Haller Passempfänger und fing den Ball ab. Und die Nerven der eigenen Fans wurden weiter strapaziert. Denn Patrick Fajfr warf gleich beim ersten Versuch ebenfalls eine Interception. Und die Unicorns zogen alle Register: Mit Lauf und einem 31yd-Pass auf Rabus, der von Jeff Carpenter gerade noch getackelt werden konnte, ein unglaublicher Lauf von Ira Vandever selbst. Doch viele Hunde sind des Hasen Tod. Wieder einmal im eigenen Backfield gejagt, gelang Jasson Scott ein harter Tackle, bei dem Vandever den Ball verlor, der durch DL Stefan Gairing zum Turnover gesichert werden konnte. Die Scorpions blieben in der Folge „bodenständig“. Geiger, Jackson und Spidle tankten sich, unterstützt von der Offensive-Line, durch und konnten oft nur durch zwei oder drei Gegenspieler zu Boden gebracht werden. Über 11yd lief Patrick Geiger am Ende zum 34:41 Anschluss (PAT Doleschan).

Und wieder zeigte die Defense, was sie kann: Matthias Mecherlein wehrte einen Pass ab, Andi Schöller wehrte einen Pass ab und so mussten die Gäste zum ersten Mal punten. Und auch der Angriff kämpfte weiter. Immer wieder Läufe darunter einer von Chris Jackson über 37yd brachte die Offense unter den Anfeuerungsrufen der Fans unaufhaltsam Richtung Haller Endzone. Wieder waren es am Ende Inches, die Patrick Fajfr selbst zum 40:41 vollendete. Headcoach Andreas Wengertsmann stellte es dem Team anheim, ob der Ausgleich zum PAT oder eine Two-Point-Conversion zur Führung durchgeführt werden sollte. Und tatsächlich: Patrick Geiger vollendete durch einen Lauf die TPC und brachte unter dem Jubel der 940 Zuschauer die erstmalige Führung zum 42:41.

Was nun kam, war eine weitere Steigerung im Wechselbad der Gefühle der Fans auf beiden Seiten. Denn Ira Vandever selbst war es, der von der eigenen 44yd-Linie wie ein Slalomläufer alle Verteidiger der Scorpions stehen ließ und erst nach 56yd zur erneuten Führung von 42:47 stoppte (TPC nicht erfolgreich). Doch ging das nicht zu schnell? Denn immerhin blieben den Scorpions 2.19min, um noch einmal zu kontern. Ein weiterer Super-Return von Tony Avella brachte den Angriff bis an die 48yd-Line der Unicorns. Und noch verblieben 1.54min. An der 29yd-Line und beim 4.Versuch angekommen, warf Patrick Fajfr einen Pass auf den in der Endzone stehenden Ahmad Spidle. Und konnte von diesem nicht unter Kontrolle gebracht werden. Die Unicorns konnten danach den letzten Spielzug in dieser Begegnung abknien und sich des Sieges freuen. Den Scorpions blieb die Erkenntnis, dass die in der zweiten Hälfte gezeigte Leistung über das ganze Spiel dauern muss.

Headcoach Andreas Wengertsmann nahm das Team in Schutz. „Wir haben zu Beginn der Partie beim Play-Calling zu viel riskiert, dabei war ich zu ungeduldig.“ Und zum Spielverlauf selbst: „Die grandiose Aufholjagd wurde nicht belohnt. Zwei starke Quarter sind zuwenig gegen Schwäbisch Hall.“ Sein Gegenüber Siegfried Gehrke zeigte „Respekt vor den Scorpions, wie sie den Rückstand aufgeholt haben“.

Nach zwei Niederlagen in Folge stehen die Scorpions zunächst auf dem 2.Tabellenplatz. Gleich nächste Woche (03.07. um 18 Uhr im Waldaustadion) können sich die Men in Red bei den Marburg Mercenaries für die Niederlage der Vorwoche revanchieren.