Die Zielgerade auf dem Weg zum ERIMA GFL Bowl am 14. Oktober in Essen ist in Sicht. Die letzten zwei Kurven vor den Playoffs, die am 23. September mit dem Viertelfinale starten, liegen vor den sieben Mannschaften, die bereits für die Endrunde qualifiziert sind. Das achte Playoff-Team 2023 wird auch dieses Jahr aus Berlin kommen. Ob die Rebels aus der Hauptstadt ihren aktuellen Vorsprung auf den Lokalrivalen Adler halten können, ist eine der noch offenen Fragen in der ERIMA GFL 2023.

Die Berlin Rebels haben selbst nur noch einen Matchball, um Rang vier aus eigener Kraft zu sichern: ihr letztes Punktspiel am 2. September im heimischen Mommsenstadion gegen den Rekordmeister New Yorker Lions aus Braunschweig. Die Vorzeichen sind da für die Berliner nicht mehr ganz so günstig. Quarterback Connor Kaegi fehlte bereits im letzten Spiel im Saarland, das nach dem Heimspiel gegen Dresden die zweite Rebels-Niederlage in Folge brachte. Die ersten beiden Matchbälle konnte man also schon nicht verwerten.

Vertreten werden musste Kaegi durch Dario Dobrolevski, der bei den Rebels eigentlich als Receiver spielt, dank früherer Erfahrungen aber die Spielmacherrolle übernehmen konnte. Das klappte zwar recht ordentlich, ist aber nicht ganz das Playoff-Kaliber, das der Passangriff der Berliner mit Kaegi, Receiver Bryce Goggin und unter anderem dem in dieser Funktion fehlenden Dobrolevski an den Tag legen konnte.

Ein kleines Stückchen hat sich zudem vergangene Woche die Ausgangslage für die New Yorker Lions vor ihrem letzten Auswärtsspiel der Punktrunde verbessert, was deren Konzentration erhöhen sollte. Ihre Aussichten auf ein Heimspiel im Viertelfinale sind leicht gewachsen, nachdem die Potsdam Royals deutlich in Dresden gewannen und bei den Monarchs der Top-Receiver der ERIMA GFL Austin Mitchell verletzt fehlte. Nun müsste man nämlich Dresden von Platz zwei verdrängen, nicht die Potsdam Royals. Einmal öfter als die Monarchs zu gewinnen, heißt die Aufgabe für die New Yorker Lions.

Dies ist etwas einfacher, weil die Dresdener ebenfalls am Samstag nach Berlin müssen, zu den Adlern, und nicht wie die Potsdamer zu Hause gegen die um ihre letzte kleine Playoff-Chance fightenden Berliner spielen dürfen. Im Poststadion setzt sich also der Berliner Tag der Entscheidungen für die ERIMA GFL Nord am frühen Samstagabend fort. Danach könnte (endgültig oder zumindest so gut wie) die Abschlusstabelle der ERIMA GFL Nord 2023 feststehen, zumal etwa zeitgleich Spitzenreiter Potsdam Royals beim Tabellenletzten Kiel Baltic Hurricanes spielt und dort mit einem Sieg uneinholbar Rang eins sichern könnte.

Für die Dresdner bliebe da selbst bei einem Sieg in Berlin keine Aussicht mehr auf den Spitzenplatz. Den Vorteil im Rennen um Platz zwei gegenüber den New Yorker Lions können die Sachsen jedoch aus eigener Kraft verteidigen. Für die Adler ist ein Sieg in jedem Fall Pflicht, will man wie letzte Saison noch in die Playoffs. Dass man dort mithalten könnte, zeigten die Hauptstädter vor drei Wochen in Braunschweig, als nach ihrem letzten Touchdown nur die zwei Zusatzpunkte zum Sieg fehlten. Über den Einzug in die Endrunde entscheiden aber nur die harten Fakten von Sieg oder Niederlage. Für die Adler heißt dies: Zunächst müssten die Rebels verlieren, anschließend sie selbst gegen Dresden und dazu nächste Woche in Potsdam gewinnen.

In der ERIMA GFL Süd stehen die vier Playoff-Teams fest, unter diesen die Ingolstadt Dukes unverrückbar als Vierter der Abschlusstabelle und damit Viertelfinalgast des Nord-Meisters. Das letzte Interconference-Spiel der Saison zwischen Paderborn Dolphins und Ingolstadt Dukes am 3. September ist für die Dukes eine gute Möglichkeit, in Hinblick auf das kommende schwere Playoff-Spiel zu testen. Aber es bietet ihnen auch die Chance, als einziges Team der ERIMA GFL Süd 2023 den zweiten Interconference-Sieg zu holen. Und natürlich muss man dem Sieger des Duells der Aufsteiger und Zweitligameister der Vorjahres auch nicht verbieten, sich danach nachträglich zum – inoffiziellen – „Gesamt-Meister“ der GFL-2-Saison 2022 zu erklären.

Die GFL-2-Meisterschaften der laufenden Saison werden sich mutmaßlich an diesem Samstag entscheiden. Im Norden treffen die ungeschlagenen Hildesheim Invaders zu Hause auf ihren um einen Sieg zurückliegenden Verfolger Düsseldorf Panther. Hildesheim kehrt mit einem Sieg 2024 zurück in die ERIMA GFL. Die verteidigungsstarken Düsseldorfer würden mit einem Erfolg gegen die angriffsstarken Niedersachsen vorbeiziehen und könnten sich später nur noch selbst ein Bein stellen. Im Süden gilt genau dies bereits für die Kirchdorf Wildcats, die bei den Gießen Golden Dragons diese Woche oder gegen Frankfurt Universe kommende Woche nur noch einen eigenen Sieg gegen eines der Teams benötigen, die inzwischen vor dem Abstieg sicher sind.

Die Kirchdorfer wären dann Gegner des Tabellenletzten der ERIMA GFL Süd 2023 in der Relegation. Nach ihrem Sieg gegen die ifm Razorbacks Ravensburg haben inzwischen die Marburg Mercenaries wieder gute Hoffnungen, dort zuschauen zu dürfen. Ganz sicher wären sie mit einem weiteren eigenen Sieg. Ihre letzte Auswärtsreise führt sie zunächst aber am 2. September zu den Schwäbisch Hall Unicorns. Dort könnte man sogar als Zünglein an der Waage im Titelkampf eine Rolle spielen, wozu der spielerische Aufwärtstrend der letzten Wochen aber wohl noch einmal explosionsartig bestätigt werden müsste.

Schwäbisch Halls Head Coach Christian Rothe sagt zwar: „Marburg ist nicht zu unterschätzen! Gerade gegen die Top-Teams im Süden haben sie stark aufgespielt.“ Aber seine Mannschaft hat nun mal auch – wie seit 2016 regelmäßig – gegen alle Teams des Südens gewonnen. Im Rennen um den Gruppensieg käme ein Patzer ausgerechnet gegen Marburg jetzt zur Unzeit. Mit einem Erfolg gegen die Mercenaries haben die Unicorns zumindest garantiert, dass Allgäu Comets und Saarland Hurricanes am Ende nicht mehr Pluspunkte auf dem Konto haben werden als sie. Da Schwäbisch Hall gegen beide bereits einmal gewonnen hat, ginge man mit erheblichem Vorsprung (30:14-Hinspielsieg gegen die Hurricanes) in das womöglich entscheidende Rückspiel in Saarbrücken.

Damit es dazu kommen kann, müssten allerdings auch die Hurricanes diese Woche erst einmal in Straubing gewinnen. Die Saarländer sind als einziges Team der ERIMA GFL Süd 2023 zu Hause noch ungeschlagen und gründen darauf auch ihre Hoffnungen, mit einem Sieg am letzten Spieltag gegen die Unicorns die Tabellenspitze noch einmal auf den Kopf zu stellen. Einmal allerdings war man diese Saison ernsthaft in Gefahr, ein Heimspiel zu verlieren. Der Gegner damals: die Straubing Spiders, die nach ihrem letzten Touchdown zum 34:35 auf Risiko gesetzt hatten, aber die zwei angepeilten Zusatzpunkte nicht holen konnten.

Vor ihrem letzten Heimspiel sind die Straubinger Spinnen nun anders als beim Hinspiel aller Abstiegssorgen ledig. Nach erledigter Pflicht im schwierigen zweiten Erstligajahr wäre es eine gelungene Kür, könnte man den heimischen Fans beim ersten Gastspiel der Saarländer in Straubing ein ähnliches Angriffsspektakel bieten wie bereits 2022 im Saarbrücker Ludwigspark (64:42 für die Spiders) oder in diesem Jahr dort in der zweiten Hälfte. Mit entsprechend umgewissem Ausgang am Schluss…

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