Die Dresden Monarchs haben einen weiteren Sieg in der GFL eingefahren. Dank eines spektakulären Comebacks in der zweiten Halbzeit gewannen die Sachsen am Ende knapp aber verdient mit 31:34 (13:10/10:3/0:7/7/14).

Durchwachsenes Wetter an der Küste. In Kiel nennen sie das „Kieler Wochen – Wetter“. Bewölkt, windig, immer wieder ein paar Tropfen, aber schwül. Schwer, bei solch einem Wetter Konzentration und Durchblick zu behalten. Und Dresden begann mit einem klassischen Fehlstart: zweiter Spielzug der Gastgeber, Dresdens Defense ließ eine Lücke groß wie ein Garagentor und Kiels laufstarker Quarterback Lanorris Footman stiefelte über mehr als die Hälfte des Spielfeldes ungehindert hindurch zum ersten Touchdown (PAT Tim Albrecht 7:0). Eigentlich war man gewarnt. Gerade die Laufverteidigung war zuletzt Dresdens Schwachstelle. Und das Kiel mit Footman und seinen Runningbacks Khristophur Francis und Julian Ampaw über einen enorm starken Angriff zu Fuß verfügen war auch allen bewusst. Doch so einfach? Die Monarchs mussten diese kalte Dusche erst mal abschütteln. Das gelang im zweiten Drive mit einem Fieldgoal und ersten drei Punkten durch Kicker Florian Finke. Doch Kiel blieb am Drücker. Legte schnell nach und schritt scheinbar mühelos übers Feld. Die Folge: der zweite Touchdown noch in der Mitte des ersten Viertels über Johnny Cerezo (PAT vorbei 13:3). Dresden hatte sichtbar Mühe. Die Verteidigung kam mit dem variablen und schwer berechenbaren Angriff der Gastgeber nicht zurecht und die Offense nicht in Schwung. Vor allem die sonst so starke Dresdner Pass-Attacke schwächelte. Ein Beleg: erst drei Minuten vor dem ersten Seitenwechsel konnte Quarterback Trenton Norvell seinen ersten vollständigen Pass anbringen. Genau rechtzeitig – wenige Augenblicke später griff Chris Genau bei einem weiteren schönen Pass Norvells in der Endzone zu: Touchdown Dresden zum Anschluss (PAT Finke 13:10). Dennoch: Kiel blieb in Durchgang eins das bessere Team. Und das glücklichere! Die nächsten Punkte gab es, nachdem Dresden nach einem Punt Kiels unglücklich den Ball berührte und so für ein neues Firstdown der Canes sorgte. Die sagten Danke und versenkten ein Fieldgoal über fast 40 Yard (Tim Albrecht 16:10).

Bemerkenswert, dass Dresdens Angriff auch weiterhin strauchelte. Zwar konnte man gerade über die an diesem Nachmittag starken Runningbacks Glen Toonga und Yazan Nasser immer wieder für Raumgewinn und Firstdowns sorgen. Doch im Passspiel steckte der Wurm. So reichte es zwischenzeitlich nur zu einem weiteren Fieldgoal durch Florian Finke zum 16:13. Und Kiel hatte Footman! Mitte des zweiten Viertels sorgte der für ein aus Dresdner Sicht unangenehmes Déjà-vu. Wieder klaffte in Dresdens Defense eine Riesenlücke. Und wieder konnte Footman diese, wie schon zu Beginn des Spiels nutzen. Nächster Touchdown plus Zusatzpunkt von Albrecht – Kiel ging mit einer 23:10 Führung in die Pause.

Was auch immer in dieser Pause in der Monarchs-Kabine passierte: Dresden spielte in Halbzeit Zwei wie verwandelt. Und drehte das Match dank einer bärenstarken Verteidigung, ein wenig Glück und dem am Ende entscheidenden Fakt, dass Kiel schon früh alle Auszeiten verschenken musste. Doch der Reihe nach: Dresden im zweiten Drive nach Wiederanpfiff mit dem Mut der Verzweiflung. Beim vierten Versuch und Eins packte Norvell einen perfekt getimten Pass zu Mitchel Paige in die Endzone aus (PAT Finke 23:20). Dresden war jetzt dran. Vor allem die Monarchs Defense ließ jetzt kaum noch Raumgewinn für die Gastgeber zu. Und die Offense lief plötzlich bemerkenswert rund. Trenton Norvell passte weniger mit der Brechstange, bediente stattdessen immer wieder mit kurzen Pässen auf die Seiten seine Receiver. Allein Mike Schallo fing so vier Firstdowns im dritten Viertel. Und die Runningbacks Toonga und Nasser sorgten für Ballance. Glen Toonga krönte seinen starken Auftritt im vierten Viertel mit einem sehenswerten Slalomlauf zur ersten Monarchs Führung Touchdown plus PAT Finke 23:27. Und wenig später kippte das Spiel endgültig. Kiel unterlief kurz vor der eigenen Endzone ein folgenschwerer Fehlpass. Dresdens Defenseliner Pascal Schrader griff zu und ging zum Touchdown (PAT Finke 23:34).

Zwar kam Kiel noch einmal heran. Kurz nach Dresdens Touchdown standen die Canes dank eines guten Returns von Khris Francis und einer unnötigen Strafe gegen Dresden kurz vor der Endzone. Und Footman netzte perfekt ein: Touchdown-Pass auf Diego Sanchez. Danach kurze Verwirrung auf dem Platz. Zusatzkick oder Conversion? Klar Letzteres! Und erfolgreich: Footman mit Übersicht auf Benedikt Engelmann – zwei Punkte mehr. Es stand 31:34.

Bei etwas mehr als sieben Minuten kam Dresdens Offense erneut an den Ball. Und spielte das plötzlich ungeahnt abgezockt und clever runter. Da Kiel, ihrer Auszeiten beraubt, die Uhr nicht mehr anhalten konnte, kontrollierte Dresden das Geschehen. Die Monarchs machten Firstdown um Firstdown. Und kurz vor der Kieler Endzone konnten sie beruhigt aufs Knie gehen, die letzten Sekunden auslaufen lassen und den Sieg feiern!

Was für ein Comeback! Vor allem die Leistung der Defense ist kaum hoch genug einzuschätzen. Dass die Monarchs Verteidiger diesen zuvor so agilen und variablen Angriff der Canes so dominant in Schach halten konnte und nur noch sieben Punkte zuließ nötigt wohl verdienten Respekt ab! Dass Dresdens Spielmacher Trenton Norvell und seine Coaches in der Lage sind in der Pause Stellschrauben zu finden und an ihnen zu drehen hatte man gegen Potsdam und im Hinspiel gegen Kiel schon gesehen. Dass ihnen das an diesem Nachmittag in Kiel erneut gelang ist ebenfalls ein Chapeau wert!

Dresden empfängt nun am kommenden Samstag (23. Juni) Deutschlands Rekordmeister: die New Yorker Lions aus Braunschweig im heimischem Heinz-Steyer-Stadion, KickOff 15 Uhr, Tickets unter: https://goo.gl/ur8UqA

 

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