Alles andere als ein gewöhnliches Spiel bekamen die knapp 1.600 Zuschauer am Samstag im Haller OPTIMA Sportpark zu sehen. Die Schwäbisch Hall Unicorns mussten sich den 65:53-Erfolg gegen die Aufsteiger aus Ingolstadt hart erarbeiten.

„Es war uns vorher klar: Wenn wir hier her kommen und versuchen normal Football zu spielen, dann kommen wir unter die Räder“, sagte Ingolstadts Offense Coordinator Frank Roser nach dem Spiel. „Deshalb habe ich alles ausgepackt, was ich in den letzten Jahren so gesammelt habe.“ Er meinte damit eine Reihe von Trickspielzügen, mit denen die Dukes ihre Gastgeber am Samstag mehrfach düpierten und vier ihrer sieben Touchdowns erzielten. „Ganz ehrlich“, ergänzte Roser „dass es so gut funktioniert hat, da war ich selbst etwas überrascht.“

Selbstbewusst, erfrischend frech und teilweise sogar kaltschnäuzig agierten die Aufsteiger aus Ingolstadt. Sie legten damit die Grundlage für ein Footballspiel auf hohem Niveau und mit großem Unterhaltungswert, in dem bei einer Spieldauer von über drei Stunden insgesamt rekordverdächtige 118 Punkte erzielt wurden. Mehr als 50 Punkte konnten in Schwäbisch Hall zuletzt die Dresden Monarchs im Jahr 2010 bei ihrem 56:45-Viertelfinalsieg erzielen.

Für den bis in die letzte Spielminute spannenden Spielverlauf war aber auch die Haller Offense verantwortlich. Nicht nur der 0:7-Rückstand, für den die Dukes mit ihrem zweiten Spielzug gesorgt hatten, wurde schnell in eine17:7-Führung verwandelt. Auch in der Folge fand der Unicorns-Angriff immer die passenden Antworten auf die Herausforderungen, die ihnen ihre Gäste stellten. Bei den Zwischenständen von 24:21, 31:27 und 38:35 rückten die Ingolstädter den Hallern zwar dreimal nah auf den Pelz, aber auch diese engen Situationen wussten die Haller in abgeklärter Art und Weise zu meistern.

Es waren die zumeist sehr präzise geworfenen Pässe von Marco Ehrenfried, mit denen die Haller die Ingolstädter immer wieder auf Abstand hielten. Gleich siebenmal bediente der Haller Spielmacher seine Receiver in der gegnerischen Endzone. Der längste Touchdown-Pass flog über 49 Yards zum 38:27 in die sicheren Hände von Nathaniel Robitaille, der am Samstag mit drei Touchdowns glänzen konnte.

Dabei machte es die Ingolstädter Defense den Hallern keineswegs leicht. Sehr schnell und aggressiv agierten insbesondere die bayerischen Linebacker, denen es mehrfach gelang, den Haller Spielfluss zu stören. Umgekehrt traf das auch auf die Unicorns-Verteidigung zu, unter dem Strich waren es aber die beiden Offense-Formationen, die insbesondere mit ihrem Passspiel dem Geschehen auf dem Platz ihren Stempel aufdrückten.

Die Dukes zeigten von Anfang an, dass sie an diesem Tag ihre Chancen suchen und nutzen wollten. Schon im zweiten Spielzug der Partie griffen sie in ihre Trickkiste: Ein Rückwärtspass von Quarterback Rick Webster auf seinen an diesem Tag besten Receiver Jan Hochschild wurde von diesem postwendend auf den tief postierten Lorenz Regler weiter gepasst. Ergebnis: ein 60-Yard-Touchdown (PAT Zoran Sisak) zur 7:0 Führung der Gäste in der ersten Spielminute.

Bis zum ersten Seitenwechsel bestimmten dann allerdings die Haller das Spiel. Nick Alfieri fing einen Dukes-Pass ab und ermöglichte den Touchdown von Aurieus Adegbesan zum 7:7-Ausgleich. Nach einem weiteren Touchdown durch Nathaniel Robitaille und ein 23-Yard-Fieldgoal von Tim Stadelmayr, der auch alle Haller Extrapunktkicks sicher verwandelte, startete man mit einer Haller 17:7-Führung ins zweite Viertel.

Die Dukes hatten sich gut auf die Haller eingestellt und so entwickelte sich in der Folge ein offener Schlagabtausch, der bis ins letzte Viertel andauern sollte. Erst dreieinhalb Minuten vor Schluss, als die Haller Defense den Ingolstädter Versuch eines angetäuschten Befreiungskicks vereiteln konnte, schien das Spiel mit 65:53 tatsächlich entschieden gewesen zu sein. 48 Sekunden vor dem Abpfiff sorgten die Dukes aber nochmals für Aufregung. Sie luchsten den Hallern bei ihren Bemühungen, die Uhr ablaufen zu lassen, per Fumble den Ball ab und bekamen nochmals eine Chance. Diese machte dann aber Halls Daniel McCray per Interception zunichte.

„Ingolstadt hat mit ihrer Offense heute einen unglaublich guten Job gemacht“, zollte Halls Head Coach Jordan Neuman seinen Gegnern nach dem Spiel Respekt. „Ich habe in meinem Leben noch nie so viele Trickspielzüge in einem Spiel gesehen und ich war auch überrascht, dass die alle so gut funktioniert haben.“ Er zeigte sich aber auch stolz auf die Leistung seines Teams: „Egal was die Dukes gemacht haben, wir sind mit unserer Offense immer auf das Feld gegangen um Punkte zu machen und haben sie damit auf Abstand gehalten. Insbesondere in der zweiten Halbzeit sind uns mit einer tollen Leistung wichtige Big Plays gelungen.“

Die Punkte für Hall erzielten: Aurieus Adegbesan (12), Tim Stadelmayr (11), Nathaniel Robitaille (18), Jerome Manyema (12) und Tyler Rutenbek (12).

Zuschauer: 1.586

Viertelergebnisse: 17:7 / 14:14 / 21:17 / 13:15 / Final: 65:53

Alle Punkte:

0:7 – Lorenz Regler – 60-Yard-Pass von Jan Hochschild (PAT Zoran Sisak)

7:7 – Aurieus Adegbesan – 14-Yard-Pass von Marco Ehrenfried (PAT Tim Stadelmayr)

14:7 – Nathaniel Robitaille – 36-Yard-Pass von Marco Ehrenfried (PAT Tim Stadelmayr)

17:7 – Tim Stadelmayr – 23-Yard-Fieldgoal

17:13 – Jan Hochschild – 6-Yard-Pass von Joshua Morgan (PAT failed)

24:13 – Jerome Manyema – 2-Yard-Lauf (PAT Tim Stadelmayr)

24:21 – Richard Samuel – 66-Yard-Pass von Rick Webster (CON Rick Webster)

31:21 – Aurieus Adegbesan – 33-Yard-Pass von Marco Ehrenfried (PAT Tim Stadelmayr)

31:27 – Lorenz Regler – 25-Yard-Pass von Rick Webster (PAT failed)

38:27 – Tyler Rutenbeck – 49-Yard-Pass von Marco Ehrenfried (PAT Tim Stadelmayr)

38:35 – Jan Hochschild – 18-Yard-Pass von Joshua Morgan (CON Rick Webster)

45:35 – Nathaniel Robitaille – 13-Yard-Pass von Marco Ehrenfried (PAT Tim Stadelmayr)

45:38 – Zoran Sisak – 28-Yard-Fieldgoal

52:38 – Nathaniel Robitaille – 22-Yard-Pass von Marco Ehrenfried (PAT Tim Stadelmayr)

52:45 – Sebastian Fürbacher – 9-Yard-Lauf

59:45 – Jerome Manyema – 4-Yard-Lauf (PAT Tim Stadelmayr)

59:53 – Keith Hilson – 8-Yard-Pass von Rick Webster (CON Keith Hilson)

65:53 – Tyler Rutenbeck – 39-Yard-Pass von Marco Ehrenfried (CON failed)

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